In Ihrem Blick sieht man einen Mix aus Freude und Verzweiflung. Außerdem sieht sie auch schüchtern aus. Nach einigem Wordwechsel fühlt sie sich dann sicher genug, uns ihre ganz persönliche Geschichte zu erzählen. Man sieht ganz klar, dass ihr kürzlicher Erfolg in der Ausbildung zur Lehrerin das Highlight in ihrem schmerzhaften Leben war. Das schmerzhafte Leben, welches sie seit ihrer Kindheit hat. Während sie erzählt, was sie alles durchmachen musste, brach sie oft in tränen aus, lächelte und fing dann wieder an zu weinen.

Meine persönliche Geschichte:  

Ich war sieben Jahre alt, meine Brüder fünf und zwei, als unser Vater, ein wohlhabender Bauer, der Kakao und Kaffee im Nachbarland Côte d´Ivoire (Elfenbeinküste) anbaute, starb. Meine Brüder und ich wurden unserer Mutter weggenommen und zu unserem Onkel zurück nach Burkina Faso gebracht (der Bruder von unserem Vater). Unsere Mutter wurde gezwungen einen Verwandten meines Vaters zu heiraten und ihr wurde gedroht, dass sie das Erbe meines Vaters nicht erhalten werde. Zwei Jahre nach der Zwangshochzeit starb sie. Der Onkel, der uns damals aufnahm, hatte das Erbe unserer Eltern erhalten. Er zog nach Côte d´Ivoire (Elfenbeinküste) und hat dort das ganze Geld ausgegeben. Er kehrte nach Burkina Faso zurück und verkaufte das Haus meines Vaters. Er gab das Geld vom Hausverkauf aus und wurde pleite. Nachdem er das ganze Geld ausgegeben hatte, veränderte er sein Verhalten uns gegenüber. Er hasste mich. Warum, verstand ich nicht. An einem Tag  musste ich sogar ausziehen. Unser Pastor hat mich bei sich aufgenommen. Er bat meinen Onkel, bei ihm im Haus bleiben zu dürfen. Trotz der Tatsache, dass ich eine gute Schülerin war, ging ich nach der sechsten Klasse nicht mehr zur Schule. Es gab einfach nicht genug Geld, um meine Schulkosten zu decken. Ich übte verschiedene Jobs aus, um die kleinen Bedürfnisse von mir und meinen Brüdern decken zu können. Ich half Nachbarn als Zimmermädchen aus, arbeitete als Aushilfe im Verkauf etc. Jemand aus unserer Kirche hörte davon, dass ich die Schule verließ, obwohl ich eine gute Schülerin war. Somit entschied sich diese Person die Kosten für mein letztes Schuljahr zu tragen. Doch ich hatte nicht die Courage, die Schule fortzusetzen, weil mein jüngerer Bruder es auch selbst in die Hand nahm, seine Schulkosten zu bezahlen, indem er kleine Arbeiten der Nachbarn verrichtete. Der Allerjüngste wurde von jemandem aus der Kirche unterstützt. Ich konnte es nicht aushalten, dass der andere Bruder dafür arbeiten musste, um seine Schulkosten bezahlen zu können. Ich entschied mich am College für die Lehrer-Ausbildung anzumelden. Ich fragte den Herren, der für mich meine Schulkosten tragen wollte, ob mein Bruder und ich uns nicht dieses von ihm zur Verfügung gestellte Geld teilen könnten. So könnte mein Bruder zur Schule gehen, ohne sich Sorgen über die Schulkosten zu machen. Ich könnte mit dem anderen Teil des Geldes meine Kurse bezahlen. Die Person willigte ein, doch das Geld reichte nicht aus, um die Kosten meines Kurses decken zu können. Dann kamen die Neuigkeiten bezüglich der Stipendien, die Plan International vergab. Ich bekam ein Stipendium und all meine Probleme waren auf einmal gelöst. Ich denke, dass dieses Stipendium ein Geschenk Gottes war.

Wie ich auf Plan aufmerksam wurde:

An einem schönen Tag ging ich zum Markt. Ich kann nicht genau sagen, warum ich zum Markt ging, aber dort traf ich eine Freundin, die ich lange nicht mehr gesehen hatte. Sie fragte mich, ob ich von den Stipendien gehört hätte, welche Plan International an Mädchen vergibt. Ich sagte nein und ging los um weitere Informationen diesbezüglich zu suchen. Ich bewarb mich und bekam somit das Stipendium. Heute fühle ich mich erleichtert zu wissen, dass ich aus dieser schweren Situation raus bin. Ich werde auch in der Lage sein, meinen Brüdern finanziell helfen zu können. Als Lehrerin werde ich Wege und Mittel aufsuchen, anderen Mädchen zu helfen, die unter derselben Situation leiden, wie ich damals. Denn wie man so schön sagt: „Wer es fühlt, kennt es am besten“ Plan International hat mir sehr geholfen. Ich will auf meinem eigenen Weg auch den Schritten von Plan International folgen und verletze Wunden heilen, so wie meine geheilt wurden. Wörter können nicht beschreiben, wie dankbar ich bin. Ich bin Plan International einfach nur dankbar für die Hilfe.

*Aus Datenschutzgründen haben wir die Namen unserer Stipendiatinnen geändert.